A Long Expected Journey 7. Tag

Die Nacht war ganz o.k. nicht gerade super, aber es ging. Es war im Zelt immerhin mit rund 12 °C wärmer als draußen und es war ruhig; die Hiker hatten alle tagsüber etliche Körner verbrannt und waren ausgepowert. Ein Pärchen ist bereits in den frühen Morgenstunden los, die mussten bis 11.00 h bei der Divide für den Shuttle sein; kein wirklicher Spaß, schon des nächstens durch den Wald zu müssen. Es hat in der Nacht genieselt, auch heute morgen drizzelt es aus den tiefhängenden Wolken. Wir kriechen aus den warmen Schlafsäcken und Elke kümmert sich schon mal ums Frühstück; wir sind die ersten, die munter sind. Andy kümmert sich um den Zeltinnenabbau und dann heißt es wieder alles einpacken, auch das mehr als nasse Zelt.

Mittlerweile kommt Leben in den Campground, die Weinträger sind auch munter bzw. einer davon und der kocht Porridge; die Israelis teilen sich wieder eine Tasse Tee; zu essen gibt es nichts, tagsüber dafür ein paar Müsliriegel; andere wiederum schleppen ganze Gläser Applesauce oder Nutella mit sich herum. Bis wir alles wieder verstaut haben, gottlob haben wir die Shelter dafür und den Tisch, brauchen wir 1,5 Stunden; wir brechen dann auch gleich auf.

Die Wandertruppe von gestern ist noch zu einem Come-Together am See zugange und wir schleppen uns erneut den Berg hoch. Heute geht es noch knackiger zur Sache, wir müssen hoch zu Harris Saddle, dem höchsten Punkt der Tracks. Erst durch üppigen Regenwald und man meint, hier stünden die Baumriesen aus Herr der Ringe. Die Wolken hängen tief, es drizzelt nach wie vor und wir steigen immer höher, bekommen einen Blick auf den Lake McKenzie.

Die ersten schnellen von der geführten Truppe überholen uns, aber heute sind wir gut im Rennen und vorne dran, auch nimmt man mit Respekt wahr, dass wir ja ganz schön schleppen. Als wir aus dem Wald rauskommen und es wieder mal auf der Rückseite etwas bergab geht, weht ein kühler unguter Wind; die Regenklamotten haben wir mittlerweile ausgezogen, weil wir darunter nur noch schwitzen und richtig nass sind. Das ist mit dem kalten Wind jetzt natürlich nicht so toll ….. Der Weg ist weit im voraus sichtbar und der zieht sich ganz schön …… Die Verspannung von gestern lebt auch heute wieder auf und wir haben so gut wie keine Sicht auf das Tal unter uns.

Erst auf der letzten Etappe zum Harris Saddle reißen so langsam die Wolken auf, ein bißchen blauer Himmel kommt durch und es wird zusehends wärmer. Oben an den Hütten wieder Zwei-Klassen-System; die Hut für die Normalos ist übervoll und es dampft darin wie in einer Sauna, auch müssten man wie ein Huhn auf der Stange sitzen, weil einfach zu wenig Platz darin ist; die andere Hütte ist only for guided hikers. Wir ziehen vor, dann doch lieber draußen zu bleiben und nehmen auf der Rückseite der Hütte Platz und machen Mittag. Auch wenn wir weder den Weg zu den Toiletten blockieren, steigt man achtlos einmal über uns und unser Essen sowie Ausrüstung hinweg, weil man meint, das sei der richtige Weg …. wie soll’s auch anders sein; die guided Hikers sind eben upper class.

Noch etwas unschlüssig, ob wir noch zum Conical Hill hoch sollen, weil es nur zeitweise aufreißt, machen wir uns doch noch auf den Weg. Der Anstieg ist nicht ohne, zeitweise muss man auch auf allen Vieren krabbeln, aber wir kommen hoch; etliche ältere Herrschaften auch, die schnaufen sich allerdings nahezu die Seele aus dem Leib. Oben haben wir Sonne und sehen wenigstens zeitweise auf umliegende verschneite Gipfel und in der Richtung, in der wir in Kürze weitergehen sieht es sehr gut und weitaus weniger wolkenverhangen aus. Wir lassen uns hier nochmal richtig Zeit und genießen die Szenerie.

Bis wir wieder unter an der Hut sind, ist es mittlerweile 15.00 h und wir haben noch gut 2,5 Stunden bis zu den Routeburn Flats zu gehen, auch wenn es nun überwiegend bergab geht. Auch von der guided Tour sind wieder etliche am Aufbruch, aber das kennen wir nun ja schon. Jetzt knallt die Sonne sogar richtig runter, Andy hat die Hosenbeine abgezippt und geht im T-Shirt; innerhalb kurzer Zeit ist er auch schon richtig verbrannt, das geht hier trotz Sonnencreme ganz schnell. Wir sind wieder voll auf den Weg konzentriert, halten ab und an für Fotos, mittlerweile sind nicht mehr so viele Hiker hinter uns. Ein junges Paar jumpt mal an uns vorbei, nur in Sportklamotten und mit einem Camelbag ausgerüstet; in einem Affenzahn geht es in Turnschuhen bergab … ich möchte mich da nicht vertreten.

Gegen 17.00 h erreichen wir die Nobelherberge und müssen noch eine gute dreiviertelstunde weiter bergab über einige Hängebrücken gehen, bis wir den Campground gegen 17.45 h erreichen. Hier ist nicht viel los, wir belegen gleich ein Plätzchen mit Tisch und Bank nahe der Shelter, richten das Zelt ein und machen Essen. Zu uns gesellt sich dann noch ein junger Mann aus Jena, der uns etwas schüchtern fragt, ob er hier den Kocher anwerfen darf, weil offenes Feuer ja verboten sei. Wir essen schließlich zusammen, haben eine ganz nette Unterhaltung und dann kommt noch ein blondes Mädel aus Berlin dazu ….. Wir sitzen bis es nahezu dunkel ist und kriechen dann ziemlich erledigt aber froh, dass wir alles gut überstanden und hinter uns haben, in die Koje.

Gelaufen: 18 km
Höhenunterschied: 968 m
Übernachtung: Campground Routebourne Flats, 36 NZ$

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